IGFM: Zahl der Toten des Anschlags auf 108 gestiegen
Kano-Nigeria/Frankfurt am Main. (22. März, 2013) – Die Zahl der Todesopfer des Bombenanschlags auf den Busbahnhof in der nordnigerianischen Millionenmetropole Kano hat sich auf mindestens 108 Personen erhöht. Wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, ereignete sich der Anschlag am Montag, den 18. März gegen 16 Uhr. Ein VW-Golf, vollgepackt mit Sprengstoff, explodierte im Busbahnhof der Stadt Kano zwischen zwei vollbesetzten Bussen. Alle Passagiere in beiden Bussen wurden dabei getötet.
Die Explosion zerstörte auch mehrere andere Busse im Busbahnhof. Zuerst wurde von 60 Toten und 154 Verletzten berichtet. Der Anschlag trägt deutlich die Handschrift der islamistischen Terrorsekte Boko Haram, da er erneut in einem überwiegend von Christen bewohnten Stadtteil stattgefunden hat. Durch Anschläge und Angriffe von Boko Haram haben in Nigeria allein in den vergangenen drei Monaten mindestens 509 Christen ihr Leben verloren. Die IGFM appellierte erneut an die nigerianische Regierung, sich sichtbar zu engagieren, um das Leben sowie das Hab und Gut der Christen in Nordnigeria zu schützen.
Ethnische und religiöse Spannungen
Der Anschlag fand im Stadtteil Sabon Gari in der Hauptstadt Kano des gleichnamigen Bundesstaates statt. Kano gehört zu jenen zwölf Bundesstaaten im Norden Nigerias, die seit 2000 nur die Scharia als Basis ihrer Gesellschaftsordnung anerkennen. Der Stadtteil Sabon Gari, was in Haussa soviel wie „Ausländerviertel“ bedeutet, wird vor allem von Einwanderern aus dem christlichen Süden Nigerias bewohnt. Der angegriffene Busbahnhof liegt im Herzen des Viertels. Dort wohnen vor allem Igbo, aus dem Süden stammende überwiegend christliche Nigerianer. Sabon Gari wurde von den in der Region lebenden Haussa-Fulani als unfruchtbar angesehen und den einwandernden Igbo überlassen. Inzwischen aber hat sich das Gebiet zu einer der verkehrsreichsten und teuersten Bezirke im Bundesstaat Kano gewandelt, in dem über 3 Millionen Igbos wohnen.
Christen sollen in Glaubenskrieg verwickelt werden
Es gab bisher kein Bekennerschreiben zu dem Anschlag, aber er trägt die Handschrift Boko Harams, die schon mehrfach in der Stadt zugeschlagen hatte und Regierung und Christen offen den Krieg erklärt hat. Boko Haram versucht jetzt, die vorwiegend christlichen Igbo und andere Christen Nigerias in einen Glaubenskrieg zu verwickeln, indem sie Angriffe auf immer wieder Wohnhäuser, Geschäfte und Kirchen von Christen verübt. Die Vorgehensweise entspricht der Methode wie in der Stadt Maiduguri im nordnigerianischen Bundesstaat Borno, wo von 52 Kirchen bereits 50 zerstört wurden.
Seit 2009 ist Boko Haram auf einem Feldzug mit dem erklärten Ziel, eine christenfreie Zone in Nord-Nigeria zu schaffen. Im Dezember 2011 hatte diese Terrorgruppe den Christen ein dreitägiges Ultimatum gestellt, wonach sie Nordnigeria zu verlassen oder weitere Anschläge zu erleiden hätten. Die IGFM hat erneut an die nigerianische Regierung appelliert, deutlich und sichtbar das Leben und das Hab und Gut von Christen in Nordnigeria zu schützen. „Die nigerianische Regierung muss deutliche Schritte unternehmen, um die Sicherheit ihrer Bürger und die Glaubensfreiheit für Angehörige aller Religionen zu gewähren“, so Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM.