Name: Nguyen Van Dai
Land: Vietnam
In Haft: Dezember 2015
Anklage: Propaganda gegen den Staat (bis zu 20 Jahre Haft möglich)
Links: Schicksal & Gebet // Apellbrief
Schicksal
Seine Beharrlichkeit ist beeindruckend: Schon zum dritten Mal ist der Menschenrechtsanwalt Nguyen Van Dai Angaben der IGFM zufolge inhaftiert und war bereits im April 2007 „Gefangener des Monats“. Der Vorwurf lautete damals wie auch jetzt wieder: „Propaganda gegen den Staat“. Der Gründer des Komitees für Menschenrechte in Vietnam und Erstunterzeichner der Online-Petition für Freiheit und Demokratie in Vietnam kam erst 2011 aus dem Gefängnis und stand bis Anfang April vorigen Jahres unter Hausarrest. Ständige Überwachung, unverhohlene Drohungen, ein Einbruch sowie Prügelattacken hielten ihn nicht davon ab, für die Menschenrechte zu bloggen und bedrängte Regimekritiker sowie Angehörige religiöser Minderheiten zu vertreten. Erneut hat der 46-Jährige dafür einen hohen Preis bezahlt: Am 6. Dezember überfielen rund 20 maskierte Männer ihn und drei weitere Menschenrechtler, raubten sie aus und prügelten heftig auf sie ein. Elf Tage später brachen früh morgens rund zwei Dutzend Polizisten bei ihm ein, durchsuchten seine Wohnung und konfiszierten Datenträger sowie Informationen über Menschenrechte und Demokratie. Sie nahmen auch religiöse Literatur mit, wie seine Frau berichtete. „Wir glauben an Jesus. Ich sagte ihnen, dass das unsere Religion sei, aber sie ignorierten meine Worte.“ Schließlich nahmen sie ihn fest. Nun drohen Nguyen Van Dai bis zu 20 Jahre Haft wegen „Propaganda gegen den Staat“.
Hintergrund
Vietnam – oder offiziell: die „Sozialistische Republik Vietnam” – ist eines von fünf verbliebenen Ländern, das von einer kommunistischen Partei regiert wird. Christen aus traditionellen Kirchen, wie aus der Römisch-Katholischen Kirche sind Feindseligkeiten ausgesetzt und es gibt Bestrebungen, weitere Kirchengebäude, Schulen und Krankenhäuser zu enteignen. Katholische Aktivisten (z.B. Blogger) werden weiterhin festgenommen und bestraft. Andererseits gibt es vermehrt Meldungen von verbesserten Beziehungen zur Führung der Katholischen Kirche.
Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte IGFM