Name: Pervaiz Masih
Land: Pakistan
In Haft: 2. September 2015
Anklage: Blasphemie
Urteil: Todesstrafe möglich
Links: Schicksal & Gebet // Apellbrief
Hintergrund
Der christliche Familienvater und Ziegelei-Arbeiter Pervaiz Masih aus dem pakistanischen Dorf Gharry Wala, etwa fünfzig Kilometer von der Stadt Kasur/ Punjab entfernt, sitzt seit dem 2. September wegen des unberechtigten Vorwurfs der Blasphemie in Haft. Konkurrenten hatten ihn Mitte August infolge eines Streites um einen Zuschlag für eine Sandlieferung wegen Verstoßes gegen Paragraph 295 C des pakistanischen Strafgesetzbuchs angezeigt. Bevor ermittelt werden konnte, ob der Vorwurf glaubwürdig ist, wurde Pervaiz Masih bereits bedroht und er versteckte sich, aus Angst, gelyncht zu werden.
Auf der Suche nach dem Angeklagten wandten die örtlichen Sicherheitskräfte Gewalt an, wobei sie Masihs Familienangehörige beleidigten und misshandelten. Vier Ver-wandte wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen. Eine schwangere Schwä-gerin berichtete, wie die Polizisten gnadenlos auf alle einschlugen. Auch die Schwester von Masihs Ehefrau Zarina, die eine Woche zuvor per Kaiserschnitt entbunden hatte, sowie ihr Neugeborenes, wurden nicht verschont.
Masihs Familie und seine christlichen Nachbarn sind aktuell in höchster Gefahr. Nach IGFM Informationen zufolge wird ihnen durch andere Dorfbewohner, die am 3.September von einem Imam aufgehetzt wurden, damit gedroht, auf offener Straße verbrannt zu werden. Die Dorfbewohner gehen davon aus, dass alle Christen mit Pervaiz Masih verwandt sind und deshalb eine Mitschuld tragen.
Hintergrund
Pakistans Christen stehen im Kreuzfeuer militanter islamischer Organisationen und aufgebrachten Mobs, die regelmäßig gewalttätig gegen Christen vorgehen. Auf der anderen Seite führt eine Kultur der beständigen Islamisierung zu einer Isolierung der Christen vom Rest der Bevölkerung. Sind Christen finanziell in der Lage, das Land zu verlassen, so nutzen viele diese Möglichkeit. Einige Beobachter sprechen auch von einer "Talibanisierung" der pakistanischen Gesellschaft. Darüber hinaus haben die berüchtigten Blasphemiegesetze für Minderheiten wie die Christen verheerende Auswirkungen. Dutzende neuer Fälle wurden aktenkundig, und die Regierung ignoriert bislang alle Rufe nach einer Abschaffung oder zumindest Abänderung dieser Gesetze aus dem eigenen Land oder auch von internationaler Seite. Vom neu gewählten Premierminister ist diesbezüglich keine Initiative zu erwarten, da ihm offenkundig die Gunst der starken islamisch-extremistischen Bewegungen im Land sehr wichtig ist.
Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte IGFM