Name: Ehepaar Shagufta und Shafaqat
Land: Pakistan
Urteil: Tod durch den Strang
Grund: Blasphemie
Datum: 4. April 2014
Links: Schicksal & Gebet // Apellbrief
Hintergrund
Am Freitag, den 4. April 2014, verurteilte Richter Mian Amir Habib in der pakistanischen Stadt Toba Tek Singh (Provinz Punjab)das verarmte christliche Ehepaar Shafaqat Emmanuel und Shagufta Kasuar wegen angeblicher Blasphemie zum Tode durch den Strang. Shafaqat Emmanuel soll am 18. Juli 2013 mehrere blasphemische Text-Nachrichten per Mobiltelefon an den muslimischen Imam Mohammed Hussain verschickt haben. Der zeigte den 43-Jährigen umgehend an und ließ ihn festnehmen. Shafaqat Emmanuel ist ein nach einem schweren Unfall im Jahr 2004 von der Hüfte abwärts gelähmter und an den Rollstuhl gefesselter, des Lesens und Schreibens kaum mächtiger Hausmeister. Seine 38 jährige Frau Shagufta arbeitet als Putzfrau an einer Schule. Das im Juli 2013 festgenommene Ehepaar hat vier minderjährige Kinder im Alter von 5 bis 13 Jahren. Es handelt sich um ein höchst fragwürdiges, unplausibles Urteil.
Die fraglichen SMS-Mitteilungen, die Mohammed und den Koran verunglimpfen, gingen vom Mobiltelefon von Frau Shagufta aus, das sie bereits seit einem Monat verloren hatte. Es ist gut möglich, dass die in gutem Urdu vorgelegten Textbotschaften von jemandem gesendet worden ist, der dem Ehepaar schaden wolle. Die Anklage konnte weder das Mobiltelefon noch die SIM-Karte vorlegen, beide Angeklagte können kein korrektes Urdu schreiben und es gibt kein klares Motiv.
Die selber bedrohten Anwälte der Verurteilten haben inzwischen Berufung beim Hohen Gericht der Provinzhauptstadt Lahore eingelegt.
Zu Pakistan
Pakistanische Christen bilden eine hart geprüfte Minderheit von 2,5% der Bevölkerung in einem Land mit 179,9 Millionen Einwohnern, die zu 96% Muslime sind. Die verheerenden Folgen der pakistanischen Blasphemiegesetze für die christliche Minderheit wurden durch den Fall von Rimsha Masih neu deutlich. Mitte August 2012 wurde sie beschuldigt, den Koran entweiht zu haben und daraufhin ins Gefängnis geworfen. Bereits kurze Zeit darauf stellte sich heraus, dass die Anschuldigungen fingiert waren, da ein örtlicher Imam herausgerissene Koranseiten in Rimshas Tasche gesteckt hatte. Rimsha wurde am 8. September 2012 gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt und zusammen mit ihrer Familie per Hubschrauber an einen geheimen Ort gebracht. Am 20. November wurde die Anklage schließlich fallengelassen und sie wurde in allen Punkten freigesprochen. Erstmalig kam es daraufhin im Land zu einer öffentlichen Debatte über den Missbrauch der Blasphemiegesetze gegen Unschuldige, an der sich sogar einige als Extremisten geltende islamische Geistliche beteiligten