Name: Qin Defu
Land: China
Urteil: 4 Jahre Haft, November 2019
Grund: „illegaler Geschäftstätigkeit“
Links: Schicksal & Gebet // Apellbrief
Seit einem Jahr wegen christlicher Schriften hinter Gittern
Zum „Gefangenen des Monats Januar 2020“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea den Gemeindeleiter Qin Defu aus China benannt. Sie rufen dazu auf, sich für den Inhaftierten einzusetzen. Der Vater von vier Adoptivkindern wurde am 29. November 2019 zu vier Jahren Gefängnis wegen „illegaler Geschäftstätigkeit“ verurteilt. Qin war für die Schriften seiner protestantischen Untergrundkirche „Early Rain Covenant Church“ in der Stadt Chengdu der südwestchinesischen Provinz Sichuan verantwortlich.
Er zählt zu den insgesamt rund 160 Mitgliedern seiner Kirche, die im Dezember 2018 verhaftet wurden. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion führten Sicherheitskräfte zunächst rund 100 Gläubige binnen 24 Stunden ab. Unter ihnen war auch der bekannte Pastor Wang Yi, der 2019 im Februar „Gefangener des Monats“ war. Die meisten Festgenommenen wurden inzwischen freigelassen.
Qin war zunächst eine Freilassung in Aussicht gestellt worden, wenn er einen vom Staat bestellten Verteidiger akzeptieren würde. Einige der Betroffenen hatten Anwälte ausgesucht, die sie nicht sehen durften. Daraufhin wandten sich Verteidiger an lokale Regierungsstellen, um sie an die Einhaltung der chinesischen Rechtsvorschriften zu erinnern, denen zufolge Häftlinge das Recht haben, binnen 48 Stunden nach Festnahme ihren Anwalt zu sprechen. Qin wurde zuerst von Li Guisheng vertreten, der sich über die Weigerung zweier Polizeibeamter beschwerte, ein Treffen mit seinem Mandanten zu ermöglichen.
Hintergrund
Die Haupttriebkraft der Christenverfolgung in China ist „Kommunistische Unterdrückung“, in geringerem Ausmaß treten auch „Islamische Unterdrückung“ und „Religiös motivierter Nationalismus“ in Erscheinung. Ein beträchtlicher Teil der Verfolgung betrifft die kleinen Minderheiten von Konvertiten unter den Tibetern und den muslimischen Uiguren, doch auch die Christen der Han-Mehrheit erfahren zunehmend Einschränkungen.
Da Christen die größte gesellschaftliche Kraft sind, die nicht von der Kommunisti-schen Partei kontrolliert wird, werden verstärkt Anstrengungen unternommen, sie unter staat- liche Kontrolle zu bringen. Alle Kategorien von Christen leiden in China unter Verfolgung. Gemeinschaften ausländischer Christen, Arbeitsmigranten, Christen aus traditionellen Kirchen (einschließlich der von der Regierung kontrollierten Kirchen) und Christen aus protestantischen Freikirchen werden überwacht und in der Ausübung ihres Rechts auf Religionsfreiheit eingeschränkt. Besonders stark verfolgt werden jedoch christliche Konvertiten – eine sehr kleine Gruppe von Christen muslimischer oder tibetischer Herkunft. In ihrem Fall geht die Verfolgung von ihrer Familie, dem gesellschaftlichen Umfeld und religiösen Leitern aus.
Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte IGFM und OpenDoors